Grundbildung digital

Gering literalisierte Erwachsene könnten in einer zunehmend mediatisierten Welt noch mehr ins gesellschaftliche Abseits geraten. Damit das nicht passiert, gilt es die Vorteile der Digitalisierung auch für die Alphabetisierung und Grundbildung nutzbar zu machen.

Denn „digital literacy“ ist schon heute Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe.

Diese Entwicklungen erfordern eine Neuausrichtung der Grundbildung. Es gilt
  • digitale Kompetenzen Lernender zielgerichtet zu fördern und
  • digitale Medien verstärkt im Unterricht und zum Selbstlernen einzusetzen.
 
Bildungsplanende sind aufgefordert entsprechende Kursangebote bereitzustellen. Dies stellt sie vor Herausforderungen:
  • Im Hinblick auf eine Digitalisierung der Grundbildung sind bewährte Unterrichtskonzepte neu auszurichten.
  • Lehrende benötigen Fortbildung und Hilfestellungen, um digitale Medien gezielt im Unterricht einsetzen zu können.
  • Lernende sollen von der Sinnhaftigkeit und dem Mehrwert davon, sich mit digitalen Medien auseinanderzusetzen, überzeugt werden.
  • Die technische Ausstattung der Einrichtungen müssen auf den aktuellen Stand gebracht werden.
Der verstärkte Einsatz digitaler Medien in der Grundbildung bietet aber auch vielfältige Möglichkeiten.
  • Blended Learning-Ansätze erlauben eine stärkere Binnendifferenzierung und Individualisierung des Lernens als konventionelle Kursangebote.
  • Eine digital gestützte Lernprozessbegleitung kann nicht nur Lernanlässe aus der Arbeits- und Lebenswelt der Lernenden im Unterricht aufgreifen, sondern direkt in ihr Lernumfeld hineinwirken.
  • Digitale Werkzeuge können Lehrende bei der Vor- und Nachbereitung des Unterrichts und bei der Unterrichtsgestaltung entlasten.
Diese Aspekte erweisen sich insbesondere für die in der Grundbildung üblichen offenen Lernangebote mit heterogenen Zielgruppen als vorteilhaft.
Innovative Ansätze, wie Grundbildung digital in Kursangeboten gestaltet werden kann, wurden vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Projekt „Lernen lernen – digital und literal“ (DIGIalpha) entwickelt.
Das Projekt „Lernen lernen – digital und literal“ (DIGIalpha) wird vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg gefördert (Laufzeit: 01.08.2021 - 31.12.2022).

Alle im Projekt DIGIalpha entstandenen Produkte wurden in Rückkopplung mit Expert*innen und Praktiker*innen aus der Grundbildung gestaltet und in Kursangeboten erprobt. Kostenfrei bereitgestellt werden E-Learning Module für
Das neue Lernformat
  • zeigt Betroffenen auf, wie sie mittels digitaler Tools im (Arbeits-)Alltag besser zurechtkommen,
  • regt sie an sich selbstgesteuert digitale Grundkompetenz anzueignen und
  • hilft ihnen Hemmnisse im Umgang mit digitalen Medien abzubauen.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.
Bei der erfolgreichen Umsetzung im Unterricht unterstützt Lehrende eine gut strukturierte Sammlung digitaler Lehr-/Lernmaterialien und Werkzeuge für den Einsatz in der Grundbildung.

Hilfestellungen zur Lernprozessbegleitung zeigen Lehrenden anhand von konkreten Anwendungsfällen auf, wie sie Lernende beim Lernen beraten und motivieren können.

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Professionellen und ehrenamtlichen Helfer*innen aus dem mitwissenden Umfeld werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie Lernende dabei unterstützen können ihre digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Projekthomepage.
Wie Befunde aus Sekundäranalysen und die Erfahrungen im Projekt „Lernen lernen – digital und literal“ (DIGIalpha) zeigen, empfiehlt es sich bei der Digitalisierung der Grundbildung folgende Prinzipien zu beachten:
Um auch wenig medienaffine Lernende zu erreichen, sollte digitaler Unterricht möglichst niedrigschwellig ansetzen.
 
Wer dieses Ziel erreichen möchte, muss Antworten auf folgende Fragen finden:
  • Wie kann man Lernenden Zugang zu digitalen Endgeräten ermöglichen?
  • Wie kann man für Lernende den Mehrwert der Nutzung digitaler Medien erlebbar machen?
  • Wie kann man Lernenden grundlegende IT-Kompetenzen vermitteln?
  • Wie kann man Lernende befähigen, Vorteile digitaler Medien für sich nutzbar zu machen?
 
Um online verfügbare Lernportale, Lernprogramme und Lernsoftware für Lernende zu erschließen, ist eine Anpassung der Unterrichtsmethodik erforderlich.
 
Der Einsatz digitaler Materialien und Werkzeuge in Kursangeboten erfordert eine intensive Lernprozessbegleitung. Zielführend ist es,
  • Lernende über Blended-Learning-Formate (Präsenzunterricht und Selbstlernphasen) an das digitale Lernen heranzuführen und
  • Lernende situations- und problembezogen sowie individuell und an ihren Bedürfnissen orientiert zu unterstützen.
Ziel ist es, die Handlungsfähigkeit Lernender in der Praxis in verschiedenen Anwendungsfeldern in Alltag, Beruf und Bildungsmaßnahme zu fördern.
 
Dazu gehört es,
  • Lernende zu befähigen Hilfsapps wie zum Beispiel Text-Sprache-Konverter oder Messangersysteme zu nutzen, um Grundbildungsdefizite auszugleichen,
  • Lernende durch (Selbst-)Reflexion dafür zu sensibilisieren als mündige Bürger*innen eigenverantwortlich in der digitalen Welt von Hatespeech und Fake News zu agieren,
  • die Selbstlernfähigkeit Lernender durch Ansätze problemorientierter Didaktik anzuregen, um die digitale Transformation mit zu vollziehen.
Damit Lehrkräfte im Zuge der Digitalisierung der Grundbildung ihre Rolle ausfüllen können, ist es wichtig ihnen Gelegenheit zu geben, ihre digitalen Kompetenzen und ihre digitale Praxis gezielt zu erfassen, zu bewerten und zu entwickeln.

Um Lehrende anzuregen ihren Unterricht digital anzureichern und digitale Werkzeuge in ihren Methodenkoffer aufzunehmen, ist es hilfreich ihnen digitale Lehr-/Lernmaterialien einfach zugänglich zu machen.

Einen Anstoß, sich mit digitalen Themen auseinanderzusetzen, gibt Lehrenden die Selbstreflexion ihrer eigenen digitalen Kompetenzen z. B. mittels des DigCompEdu CheckIn Tools.
Für digital gestütztes Lernen ist eine gute technische Ausstattung der Einrichtung und der Teilnehmenden essenziell.


Unbedingt erforderlich sind in der Einrichtung:
  • Eine stabile Internetverbindung (leistungsfähiges Netz, Übertragungsrate, WLAN),
  • leistungsfähige Endgeräte (Grafikkarte, Arbeitsspeicher) und
  • die Bereitstellung eines technischen Supports für die Endgeräte.
Mittels „Bring your own device“ (BOYD) kann man den Lernenden den Umgang mit eigenen Endgeräten näherbringen und ihnen Nutzungsmöglichkeiten aufzeigen.
Falls Lernende nicht über eigene Geräte verfügen, wäre bei Bedarf ein Geräteverleih für Kursteilnehmende wünschenswert, damit sie auch zuhause üben können.
Die vorliegende Praxishilfe unterstützt Leitende und Lehrende digitale Medien verstärkt in der Grundbildung einzusetzen und Kursangebote für eine digitale Grundbildung aufzulegen. Zudem fasst sie erste Überlegungen im Hinblick auf die notwendige und noch ausstehende Entwicklung eines didaktischen Rahmens zusammen.
Dauser, D./Stadler, S. (2022): Digitalisierung in der Grundbildung. Didaktische Empfehlungen für einen gelingenden Unterricht. f-bb-online 02/22
Ich bin Alina Schneider. Leitende und Ihre Lernbegleiterin. Meine Erfahrung ist: Durch Einsatz digitaler Medien können Lernende besser erreicht und zum Lernen motiviert werden.