Personen mit Grundbildungsbedarf erkennen, ansprechen und informieren

  • Sie leisten Beratung im Sozialraum?
  • Ihre Kund*innen können alltägliche Anforderungen nicht bewältigen?
Dies ist ein Hinweis darauf, dass Ihren Kund*innen Grundkompetenzen fehlen.

Digitale Medien können Betroffenen helfen, ihre Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben
und Rechnen oder in der deutschen Sprache auszugleichen.

Zeigen Sie den Betroffenen diese Möglichkeiten auf. So können Sie auch Personen,
die bisher wenig Interesse am Lernen gezeigt haben, zur Teilnahme an niedrigschwelligen
Kursangeboten zur Grundbildung motivieren.

Geben Sie Informationen und Kontaktdaten dazu weiter. Dann können sich Interessent*innen
für eine Beratung an Grundbildungszentren vor Ort wenden.
Im ersten Schritt ist es wichtig, mit den Kund*innen ins Gespräch zu kommen, ihre Motivation aufzubauen und ihren Förderbedarf zu erkennen.

Gesprächsanlass ist das Anliegen der Kund*innen oder das konkrete Problem, an dem Sie gerade gemeinsam arbeiten. Die DIGIalpha Postkarten bieten einen Anknüpfungspunkt und können einen ersten Austausch anregen. Sie können natürlich auch einen alternativen Aufhänger wählen und andere schriftliche Materialien als Leseprobe verwenden. 
Sie möchten die DIGIalpha Postkarten beziehen?

Wenden Sie sich bitte an die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg.
Der 35-jährige Camil Gerber schließt immer wieder vermeintlich günstige Verträge ab, ohne das Kleingedruckte zu lesen. So ist er in die Schuldenspirale geraten.

Vieles deutet darauf hin, dass er trotz Schulbesuchs in Deutschland nicht richtig lesen und schreiben kann. Er spricht zwar fließend Deutsch, macht aber viele grammatikalische Fehler. Digitalen Medien gegenüber ist er sehr aufgeschlossen. Sein Smartphone nutzt er jedoch nur zum Telefonieren und Chatten. Derzeit ist er auf Arbeitssuche, zuletzt war er als Küchenhilfe in einem Imbiss tätig.
Der Kunde möchte im Alltag besser zurechtkommen und seine Defizite ausgleichen. Er interessiert sich für Finanzen, Digitalisierung, Lesen, Schreiben, Rechnen und Bewerbung.
Das Gespräch kann sich darum drehen, wie man online einen Vertrag kündigen kann.
Legen Sie dem Kunden die entsprechende Postkarte vor.
Luena Ba, 35 Jahre alt, möchte sich wegen ständiger Streitigkeiten von ihrem Mann trennen und mit ihren beiden Kindern in eine eigene Wohnung ziehen.

In ihrem Herkunftsland hat sie die Schule besucht, aber keinen Abschluss gemacht. Derzeit ist sie Hausfrau. Sobald die Kinderbetreuung gesichert ist, möchte sie einen Sprachkurs besuchen. Es ist ihr wichtig auf eigenen Füßen stehen zu können, und sie möchte eine gute Arbeit finden. Ihre Muttersprache ist ein afrikanischer Dialekt und sie kann sich auf Englisch verständigen. Deutsch spricht sie noch kaum. Sie nutzt bereits Übersetzungs-Apps auf ihrem Smartphone.
Die Kundin möchte etwas lernen, um sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Bildung ist für sie eine Investition. Vordringlich ist die Sprachförderung Deutsch.
Das Gespräch kann sich darum drehen, wie man online eine Wohnung findet.
Legen Sie der Kundin die entsprechende Postkarte vor.
Martin Schubert, 43 Jahre alt, ist Landschaftsgärtner. Der Familienbetrieb, in dem er seit seiner Lehre beschäftigt war, wurde aufgelöst. Jetzt hat er Schwierigkeiten eine neue Stelle zu finden.

Er vermeidet es, schriftliche Bewerbungen zu verschicken und stellt sich lieber persönlich bei Firmen vor. Bisher hat er auf diesem Weg nur kurzfristige Aushilfsjobs bekommen. Obwohl er einen Hauptschulabschluss hat, ist er aufgrund seiner Lese- und Rechtschreibschwäche unsicher im Schriftverkehr. Zur Unterhaltung und Freizeitgestaltung nutzt er sein Smartphone viel und gerne.
Der Kunde möchte seine Potenziale entfalten und seine Beschäftigungschancen verbessern; er ist an Bildung allgemein und an beruflicher Weiterbildung interessiert, möchte aber vor allem seine digitalen und Schriftsprachkompetenzen verbessern.
Das Gespräch kann sich darum drehen, wie man über gängige Portale der Agentur für Arbeit online Stellen sucht und sich per E-Mail online bewirbt.
Legen Sie dem Kunden die entsprechende Postkarte vor.
  • Gehen Sie von der konkreten Situation und den Bedürfnissen Ihrer Kund*innen aus.
  • Zeigen Sie den Mehrwert digitaler Medien als Alltags- und Lernhelfer auf.
  • Machen Sie deutlich, wie wichtig Grundkompetenzen sind, um die eigenen Ziele zu erreichen.
  • Legen Sie Ihren Kund*innen eine ausgewählte Postkarte als Muster und Leseprobe vor.
Hat sich im Gespräch ein Bedarf an (digitaler) Grundbildung gezeigt?
Dann benennen Sie, was sie beobachtet haben. Formulieren Sie dabei sachlich und wertfrei. Verwenden Sie die „Ich-Form“. Versuchen Sie nun Ihren Kund*innen, ausgehend von deren Problemlagen, Möglichkeiten zu eröffnen. Gehen Sie dabei von den Interessen, Lernpraktiken und Bildungszielen Ihrer Kund*innen aus.
Luise Becker, 51 Jahre alt, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, möchte im Alltag unabhängiger werden. Bisher hat sie sich immer Unterstützung in ihrem Umfeld gesucht, wenn es darum ging den „Papierkram“ zu erledigen.

Bankgeschäfte überlässt sie ihrem Mann. Ihr Smartphone hat ihr Sohn eingerichtet, an den sie sich auch wendet, wenn etwas nicht funktioniert. Mit dem Lernen in der Schule hat sie in der Vergangenheit zwar negative Erfahrungen gemacht, sie möchte sich aber auf neue Lernformen einlassen.
Für die Kundin sind Literalität und der Zugang zu digitalen Medien ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Durch den Auszug ihrer Kinder befindet sie sich in einer Phase des persönlichen Umbruchs; sie möchte im sozialen Bereich ehrenamtlich tätig werden.
Ausgangspunkt für die Beratung ist das Bildungsziel der (digitalen) Alltags-Literalität; dazu gehört zum Beispiel auch online einzukaufen.
Legen Sie der Kundin die entsprechende Postkarte vor.
Dalal Samaan, 27 Jahre, Hausfrau, verheiratet, zwei Kinder, kommt aus Syrien und lebt seit vier Jahren in Deutschland.

Sie hatte bisher kaum Gelegenheit Deutsch zu lernen und verfügt nur über geringe mündliche Deutschkenntnisse. In ihrem Herkunftsland hat sie nur wenige Jahre die Schule besucht und sie ist nicht lateinisch alphabetisiert. Sie lebt mit ihrer Familie in einer Flüchtlingsunterkunft. Die Bewältigung ihrer prekären Lebenssituation hat für sie derzeit Vorrang. Sie ist aber sehr daran interessiert, Anschluss an die Gesellschaft zu finden.
Für die Kundin ist Bildung für sich und ihre Kinder eine wichtige Voraussetzung, um in Deutschland Fuß zu fassen. Sie möchte sich über ihr familiäres Umfeld sozial integrieren.
Ausgangspunkte für die Beratung sind die Bildungsziele Deutschlernen und Schriftspracherwerb. Bislang sind diese Kompetenzen vor allem im Kontakt mit Ämtern relevant. Es stellt bereits eine Herausforderung dar online Termine zu vereinbaren.
Legen Sie der Kundin die entsprechende Postkarte vor.
  • Stellen Sie sich auf den Habitus Ihrer Kund*innen und deren Bezug zu Literalität ein.
  • Setzen Sie an den bestehenden (Bildungs-)Zielen Ihrer Kund*innen an.
  • Thematisieren Sie, mit welchen Lernformen Ihre Kund*innen bereits Erfahrung haben.
  • Finden Sie heraus, welche Lernpraktiken Ihre Kund*innen bevorzugen.
Lernangebote für Menschen mit Grundbildungsbedarf sind im besten Fall lebens- und arbeitsweltorientiert gestaltet. Das bedeutet, dass Grundkompetenzen ausgerichtet an den Anforderungen in Alltag und Beruf vermittelt werden.

Als besonders erfolgsversprechend hat sich die integrierte Förderung von (Schrift-)Sprache und digitalen Grundkompetenzen erwiesen. In Kursen, die diesem Ansatz folgen, gehören der Umgang mit Apps, die Informationssuche im Internet und das Schreiben am Computer zu den Lerninhalten.

Ziel ist es, die Lernenden an digitale Technologien heranzuführen und ihre (schrift-)sprachlichen Kompetenzen durch anwendungsorientiertes Lernen zu fördern. Für Teilnehmende ist es motivierend, dass sie das Gelernte unmittelbar in ihrer Lebenspraxis verwerten und sich dadurch Leben erleichtern können.
Um Ihre Kund*innen über die Gestaltung für sie geeigneter Lernangebote zu informieren, können Sie ihnen über den QR-Code auf den Postkarten per Smartphone oder über Link am PC und Laptop einen kurzen Animationsfilm zum DIGIalpha Kursangebot zeigen:
Kurzfilm zum DIGIalpha Kursangebot
Postkarte: online einen Vertrag kündigen
Postkarte: online einkaufen
Postkarte: online eine Wohnung finden
Postkarte: sich online bewerben
Postkarte: online Termine vereinbaren
Vorder- und Rückseite der DIGIalpha Postkarten mit QR-Code zum Kurzfilm (Briefmarke)
     
Wichtig ist, den an Grundbildung Interessierten ad hoc-Ansprechpartner*innen zu vermitteln, die Sie beraten und über Kursangebote informieren können. Am besten ist es, wenn Sie Ihren Kund*innen gleich ein passendes Kursangebot empfehlen können.

Auf der Internetseite der Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg finden Sie sowohl die Kontaktdaten der Ansprechpartner*innen in den Grundbildungszentren (GBZ) als auch Informationen zu laufenden Kursen: https://www.fachstelle-grundbildung.de

Auf der interaktiven Karte des Bundesverbands Alphabetisierung und Grundbildung e.V. können Sie nach Kursangebote in wohnortnähe suchen: https://kursdatenbank.alphabetisierung.de
Von einem Grundbildungszentrum oder einen anderen Kursanbieter in Ihrer Region können Sie sich auch Informationsmaterialien zum Weitergeben besorgen.

Aktuell laufende Kursangebote können Sie zum Beispiel über einen Aushang und die Weitergabe von Flyern an Ihre Kund*innen und Multiplikator*innen bewerben.

Um Ihre Kund*innen über DIGIalpha-Kursangebote in Baden-Württemberg zu informieren, können Sie selbst solche Werbeblätter erstellen:
Diese Kursinfo für Kund*innen, die Sie sich ausdrucken und selbst ausfüllen können, können Sie hier herunterladen.
Drücken Sie auf das Wort 'hier', dann öffnet sich eine Seite, auf welcher Sie die Datei herunterladen können.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Bedarf über die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg oder direkt über die Grundbildungszentren (GBZ).
Über die vorliegende Checkliste erhalten Sie erste Hinweise, wie Sie bei Ihren Kund*innen
  • Förderbedarf im Bereich der Grundbildung erkennen,
  • individuelle Fördermöglichkeiten klären und
  • den Betroffenen Förderangebote aufzeigen können.
Wenn Sie in Ihrer Einrichtung eine Neuausrichtung der Beratungsangebote auf die Bedürfnisse von Menschen mit Grundbildungsbedarf anstreben, sollten Sie sich intensiver mit dem Thema Alphabetisierung und Grundbildung auseinandersetzen.

Wertvolle Anregungen, wie Ihre Einrichtung Beratungssituationen grundbildungssensibel gestalten kann, bietet das Alpha-Siegel. Diese Initiative unterstützt Beratungseinrichtungen in Berlin und Baden-Württemberg in ihrem Qualitätsmanagement und macht für gering literalisierte Erwachsene sichtbar, dass sie an diesem „Ort“ willkommen sind.
Das Alpha-Siegel erhalten Einrichtungen, die folgende Kriterien erfüllen:
  • geschultes Personal
  • geeignete Kommunikation nach außen
  • angepasste Bedingungen im Gebäude
Wenden Sie sich bei Interesse an die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg.
Die aufgeführten Fallbeispiele bieten Ihnen eine erste Orientierung, wie Sie im Beratungsgespräch vorgehen können. Sie gehen zurück auf einen milieuspezifischen Zugang zur Literalität. Dabei werden vier „Typen“ literaler Praxis nach ihrem Habitus, ihren bevorzugten Lernpraktiken und ihren Bildungszielen unterschieden:
Typisierung in Anlehnung an: Pape, N. (2018). Literalität als milieuspezifische Praxis. Eine qualitative Untersuchung aus einer Habitus- und Milieuperspektive zu Teilnehmenden an Alphabetisierungskursen. Münster: Waxmann (S. 167 ff.)
Camil Gerber stammt aus dem traditionellen kleinbürgerlichen Arbeitermilieu.

Aufgrund von Grundbildungsdefiziten (Sprache, Schriftsprache, Mathematik) ist er wenig selbstbewusst. Gegenüber digitalen Medien ist er sehr aufgeschlossen (Spaßfaktor). Er bringt auch eine hohe Lernbereitschaft mit. Denn er möchte seine schriftsprachlichen Defizite ausgleichen und eventuell den Führerschein machen. Er ist an einem Kursangebot interessiert, in dem er sich wohl fühlt und nette Leute kennen lernen kann.
Luise Becker kommt aus dem leistungsorientierten Arbeitermilieu.

Sie hat ein gewisses Bildungsinteresse und ist auch politisch interessiert. Sie möchte unabhängiger von der Hilfe ihres Umfelds werden und im Alltag mit der Schriftsprache besser zurechtkommen. Aufgrund ihrer negativen schulischen Lernerfahrungen zögert sie, an einem Grundbildungskurs teilzunehmen; geeignet wäre für sie ein lebensweltorientiertes Kursangebot. Obwohl sie wenig Medienerfahrung hat, sind ihre Erfolgschancen gut. Denn wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hat, bleibt sie mit Disziplin und Ausdauer dabei.
Luena Ba ist ebenfalls dem leistungsorientierten Arbeitermilieu zuzuordnen.

Sie verspricht sich von Bildung und Sprache mehr Selbstbestimmung. Sie möchte ihren Schulabschluss nachholen und beruflich Fuß fassen. Ein erster Schritt auf diesem Weg, den sie ehrgeizig verfolgt, könnte ein Sprachkurs mit Grundbildungselementen sein.
Martin Schubert gehört dem modernen kleinbürgerlichen Arbeitermilieu an.

Er legt großen Wert auf Bildung und gehobene Literalität, auch wenn er vermutlich aufgrund einer Rechtschreibschwäche bisher nicht den gewünschten Zugang zu Bildung gefunden hat. Er ist leistungsorientiert und möchte seine Lese- und Schreibfähigkeiten für Alltag und Beruf verbessern. Ein Lese- und Schreibtraining bei einem Grundbildungszentrum wäre das Richtige für ihn.
Dalal Samaan gehört zum traditionslosen Arbeitermilieu.

Aktuell steht für sie die Bewältigung ihrer prekären Lebenssituation im Vordergrund. Langfristig möchte sie Anschluss an die Gesellschaft finden. Deutsch und Schriftsprache sind für sie der Schlüssel dazu. Ein niederschwelliges Kursangebot könnte ihrem Alltag Struktur geben. Obwohl sie aufgrund ihrer familiären Verpflichtungen wenig Zeit zum Lernen hat, schätzt sie gemeinsame Aktivitäten mit anderen Teilnehmenden. Sie hat wenig Medienerfahrung, ist aber offen für Neues.
Ausführliche Informationen für Fachkräfte in der Sozialarbeit zu Lese- und -Schreibschwierigkeiten bei Erwachsenen wurden in einem Reader im Rahmen des Projektes „InSole – In Sozialräumen lernen“ vom Deutschen Volkshochschul-Verband e. V. zusammengestellt.
Weitere Schulungsangebote für Ehrenamtliche, Mitarbeiter*innen von Jobcentern und Kommunen und viele andere Interessierte finden Sie auf dem Portal des DVV
Als Berater*in im Sozialraum können Sie in drei Schritten
  • Grundbildungsbedarf bei Ihren Kund*innen erkennen,
  • Ihre Kund*innen gezielt auf die Problemlage ansprechen und
  • Ihre Kund*innen über für sie geeignete Kursangebote informieren.
In der Kurzinformation für Berater*innen sehen Sie auf einem Blick, worauf es ankommt.
Mit der Kurzinformation für Kund*innen können Sie konkrete Kursangebote in Ihrer Region bewerben.
Postkarte: online einen Vertrag kündigen
Postkarte: online einkaufen
Postkarte: online eine Wohnung finden
Postkarte: sich online bewerben
Postkarte: online Termine vereinbaren
Postkarte: Rückseite
Alle hier dargestellten Dokumente können Sie herunterladen. Drücken Sie dazu auf die Abbildungen.
   
Durch das Drücken auf die Abbildungen öffnet sich eine Seite, auf welcher Sie die Datei herunterladen können.
Hier können Sie sich noch einmal den Kurzfilm zum DIGIalpha Kursangebot ansehen.
Kurzfilm zum DIGIalpha Kursangebot
Sie können den Kurzfilm direkt auf der Internetseite abrufen oder über QR-Code per Smartphone/Tablet. Der QR-Code zum Kurzfilm ist auf den Postkarten (Briefmarke), der Kurzinformation für Berater*innen und der Kurzinformation für Kund*innen.